Fragmente einer kolossalen Statue RamsesĀ“ II. entdeckt

Teile einer wahrscheinlich sechs Meter hohen Figur aus Rosengranit entdeckte jetzt der Leipziger Archäologe Dietrich Raue an der Fundstelle einer Kolossalstatue des Pharaos Psammetich I. (664 bis 610 v. Chr.).

 Dietrich Raue suchte in einer Baugrube für ein neues Parkhaus im Kairoer Innenstadtbezirk Matariya. Und wurde fündig: „Die Statue war ersten Schätzungen zufolge etwa sechs Meter hoch und wahrscheinlich sitzend“, sagt der Archäologe, der Kustos des Ägyptischen Museums der Universität Leipzig ist. Diesmal ist sich Raue sicher, dass die neuen Funde zu einer Statue von Ramses II. gehören.

„Sie zeigen zweifelsfrei Ausschnitte aus der Namensreihe Ramses II., auf der Basis der Statue den sogenannten Horusnamen, auf dem Rückenpfeiler ein Ausschnitt seines Geburtsnamens“, sagt Raue. Geborgen wurden außerdem ein Unterschenkel und ein Oberarm – sowie der Bart des Pharaonen-Bildnisses.

„Die neuen Teile der Statue von Ramses II. sind aus Rosengranit und stammen aus der Zeit um 1250 vor Christus, sind also rund 600 Jahre älter als die der Psammetich-Statue“, erklärt Raue. Auch von der Kolossalstatue des jüngeren Pharaos fand das Team um Raue, Aiman Ashmawy vom Ägyptischen Antikenministeriums und Kai-Christian Bruhn von der Hochschule Mainz weitere Fragmente.

Dazu zählen unter anderem drei riesige, etwa zehn Zentimeter breite Zehen des Pharaos sowie ein wichtiger Teil des Rückenpfeilers mit dem Namen Psammetichs I.. Die Wiederentdeckung dieser Statue sei insofern bedeutend, als dass sie Rückschlüsse auf den griechisch-ägyptischen Kulturkontakt in der Zeit um 650 v. Chr. zulasse, erklärt Raue.

Griechische Handwerker im Dienst Psammetichs I. hätten neuartige Bautechniken mitgebracht, was etwa am jetzt ausgegrabenen, kunstvoll gemauerten Sockel der Statue zu sehen sei. Gegenüber früheren, gröberen Basen sei dieser sechslagig aus gleichförmig behauenen Steinen gemauert und handwerklich vollendet auf das große Gewicht der Statue ausgerichtet – „ein großer Baufortschritt über die Jahrhunderte“, sagt Dietrich Raue.

Nach Griechenland exportiert wurde dagegen die Praxis überlebensgroßer Skulpturen von Herrschern. „Durch den Fund der Psammetich-Statue wissen wir nun, dass die Griechen dabei nicht etwa von viel älteren Pharaonen-Statuen angeregt wurden, sondern von einem Bildnis des aktuellen Herrschers“, erklärt Raue.

Die Teile der neu entdeckten Ramses-Statue wiederum fand das Forscherteam jetzt bei der Sicherstellung der Psammetich-Fragmente. Eine Puzzlearbeit: Die Statue des jüngeren Pharaos besteht aus Quarzit, davon wurden 1920 Stücke sichergestellt; die bislang zehn Fragmente aus Rosengranit, die der Statue Ramses II. zugerechnet werden, lagen dazwischen. Sie seien aber durch das unterschiedliche Material und einen anderen Stil der Steinmetzarbeit gut zu unterscheiden, sagt Raue.

Die Funde sind noch ganz frisch, sie stammen aus einer Grabungskampagne, die Ende September, Anfang Oktober zu Ende ging. Raue will die Grabung im Februar 2018 fortsetzen und verspricht weitere interessante Funde. „Es gibt mehr Fragmente der Ramses-Statue, wir haben sie schon gesehen, sie waren aber zu groß, um sie noch zu bergen“, sagt der Archäologe.

Bislang seien etwa zehn Prozent der Ramses-Statue gesichert, sagt Raue. Virtuell, also in einer 3-D-Rekonstruktion, werde der sitzende Pharao auf jeden Fall zusammensetzbar sein. Ob die Statue auch in der Realität rekonstruierbar sei, hänge von der Qualität der Fragmente ab.

Quelle: http://www.tagesspiegel.de/wissen/neuer-sensationsfund-in-aegypten-riesenstatue-von-ramses-ii-entdeckt/20444284.html