Bericht: Exkursion der ÄGW nach Turin

Zu Pfingsten fand die erste große Studienreise des Jahres 2016 statt, die die Mitglieder und Interessierten der Ägyptologischen Gesellschaft Wien nach Italien zum zweitgrößten ägyptischen Museum der Welt führte. Die viertägige Busreise sollte aber nicht nur aus wissenschaftlichen Gründen ein voller Erfolg werden.

Bereits bei Ankunft am ausgemachten Treffpunkt hinter unserer Alma Mater Rudolphina zeigte sich die hervorragende Stimmung der 27 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sogar durch eine 13-stündige Busfahrt nicht gemindert werden konnte. Turin liegt immerhin 999 Straßenkilometer von Wien entfernt, beinahe an der französischen Grenze, und doch überstanden die Reisenden die Nacht von Freitag auf Samstag im Bus besser als gedacht, was sicherlich auch den kreativen Schlafpositionen einiger zu verdanken war. Ausgesprochenes Glück hatte die Gruppe auch mit ihren beiden Chauffeuren, die nicht nur die Nacht über gefahren, sondern auch hilfsbereit allen Film- und Musikwünschen aus dem hinteren Busbereich nachgekommen sind. So ließ sich die Nacht mit kühlen Getränken und standesgemäßem Fastfood von der Raststation gut verbringen, ehe der Bus um acht Uhr morgens in Turin ankam.

Dort erwartete man die Wiener mit herrlichem Sonnenschein über der Poebene, jedoch war das Hotel auf die morgendliche Ankunft nicht vorbereitet, weshalb man das Frühstück eben an der piemontesischen Frischluft genießen durfte. Zum Glück konnte der erste Programmpunkt vorgezogen und die Umgebung erkundet werden. Nachdem der Bus auf dem Weg in die Stadt beinahe Teile selbiger an den Seiten mitgenommen hätte, trafen die Insassen auf die äußerst kompetente Städteführerin Sonja Bruna, die die Geschichte und Architektur Turins kurzweilig und ansprechend präsentierte. Neben dem weltbekannten Museo Egizio bietet der ehemalige Herrschaftssitz der Savoyer zahlreiche Paläste und Galerien, die das Bild der Stadt prägen. Nach der Stadtrundfahrt mit anschließendem Rundgang bezog die Gruppe ihre Zimmer im Hotel, das jedoch auf Grund der Meisterfeier des Lokalvereins Juventus und der gleichzeitig stattfindenden italienischen Buchmesse überfordert und mit der Zimmerreinigung noch immer im Verzug war.Aber selbst dadurch konnte der guten Stimmung kein Abbruch getan werden. Nicht einmal der Wolkenbruch am anschließenden frei zu gestaltenden Nachmittag kümmerte den Turintouristen: Da die Stadt großteils aus Arkaden, durch die die Museen und Paläste mühelos erreicht werden können, besteht, konnte ein jeder seinem Wunschprogramm nachkommen; sei es im italienischen Filmmuseum „Mole Antonelliana“, den Shoppingstraßen oder im Palazzo Reale. Als Treffpunkt für gemeinsame Aktivitäten war schnell das Opernhaus, Teatro Regio, gefunden, von wo aus ein Teil der Gruppe zum gemeinsamen Abendessen in ein typisch italienisches Ristorante aufbrach.

So ging ein erfolgreicher Tag kulinarisch zu Ende und fand in einem kleinen „Café“ in der Nähe des Hotel ein hochprozentiges Nachspiel, das man der Gruppe am nächsten Tag beim Frühstück aber nicht ansah. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen stets pünktlich und gut gelaunt zu den vereinbarten Treffpunkten und machten so das strapaziöse Zählen für die Reiseleitung zum Glück überflüssig. So sollte es Sonntagfrüh in aller Frische ins Museo Egizio gehen, wo uns die Ägyptologin Maria Grazia Duca erwartete. Als Absolventin der Universität Heidelberg gab sie uns die Ehre der Sonderführung auf Deutsch und präsentierte uns die durch Drovetti und Schiaparelli geprägte Sammlung. Nachdem das Museo Egizio im vergangenen Jahr großen Umbauarbeiten unterzogen worden ist, sind dort über 30.000 Objekte ausgestellt. Bereits Anfang Mai hatte das Museum den 1.000.000sten Besucher begrüßt; ebenso war auch der Andrang auf die Ausstellung. Nichtsdestotrotz kamen die Studierenden in den Genuss, Objekte wie den Turiner Königspapyrus oder die atemberaubende Sitzplastik des Königs Ramses II. zu bewundern.

Weitere Prunkstücke wie die intakten Bestattungen der Frühzeit und der 1. Zwischenzeit aus Gebelein oder des Neuen Reichs in Theben boten hervorragende Fotomotive für Forschungsarbeiten unterschiedlichster Fachrichtungen. Aber auch die interessierten Laien kamen bei der Führung voll auf ihre Kosten, weshalb die meisten die Zeit nutzten und bis zum Nachmittag im Museum blieben. Danach stand das gemeinsame Programm auf dem Supergahügel am Rande der Stadt an. Unglücklicherweise hatte ein Unwetter in der Woche vor unserer Ankunft für einen Hangrutsch gesorgt, der die Zahnradbahnstrecke auf den malerischen Wallfahrtsort unterbrochen hatte. Dennoch kamen alle gut auf dem Aussichtspunkt über die Poebene an und verbrachten einen herrlichen Nachmittag in der Sonne, während es in Wien um zehn Grad kälter war. Mit diesem Hochgefühl wurde der Sonntagabend wieder kulinarisch beendet und der letzte Abend in Turin genossen. Am nächsten Morgen sollte es nämlich schon wieder zurück nach Wien gehen. Mit vielen neuen Freunden und Bekanntschaften erreichten die Wiener Ägyptologinnen und Ägyptologen um 22:00 wieder die Universität.

 

Nach diesem tollen Wochenende und den schönen Eindrücken freuen wir uns auf die geplante Exkursion nach Heidelberg/Mannheim und bedanken uns im Namen der ÄGW bei allen für die Gestaltung und Teilnahme!